Der Film zeigt in dramatischer Form und mit expressiver Bildsprache Episoden aus dem Leben Fassbinders, der letztes Jahr 75 geworden wäre, und bringt dabei die vielen Facetten des Künstlers zu Geltung: vom genialen Dramatiker und Regisseur über den verzweifelt nach sich selbst und der Liebe Suchenden bis hin zum charismatischen Anführer, der seine Weg- und Lebensgefährten schikaniert und dazu antreibt, ein einzigartiges filmisches Werk zu schaffen. Der Anspruch Roehlers, sich mit seinem Film dem „Fassbinderschen Universum“ zu nähern, kommt in der effektvollen Licht- und Farbdramaturgie sowie dem Szenenbild Fassbinderscher Prägung zum Ausdruck. Vor allem aber in der Bedeutung, die dem Schauspiel als kollektive Leistung beigemessen wird: ein hochkarätiges Ensemble um den Fassbinder-Darsteller Oliver Masucci lässt die wichtigsten Akteure der von Fassbinder beeinflussten Richtung des Neuen Deutschen Films noch einmal auftreten – darunter einige, die selbst damals zum Fassbinderschen „Clan“ gehörten und nun den einstigen WeggefährtInnnen ihre Referenz erweisen. Zu Beginn zeigt der Film eine Liedzeile des von Jeanne Moreau gesungenen Chansons aus Fassbinders letztem Film „Querelle“: „Each man kills the thing he loves“. Wow!

R: Oskar Roehler – B: Klaus Richter – M: Martin Todsharow – D: Oliver Masucci: Rainer Werner Fassbinder, Hary Prinz: Kurt Raab, Katja Riemann: Gudrun, Erdal Yildiz: El Hedi ben Salem, Désirée Nick: Barbara Valentin, Markus Hering:Peer Raben, Frida-Lovisa Hamann: Hanna Schygulla, Felix Hellman: Harry Baer, Lucas Gregorowicz: Ulli Lommel, Eva Mattes: Brigitte Mira, Sunnyi Melles: Veronika/Rosel Zech, Simon Böer: Michael Ballhaus, André Hennicke: Volker Spengler, Alexander Scheer: Andy Warhol – Deutschland 2020, L:135 Min. FSK 16

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Enfant terrible

  • Oskar Roehler verfilmt das Leben Rainer Werner Fassbinders als pures Melodram.